Samstag, 1. Dezember 2007
In 40 Minuten vom Fusse des Himalayas bis fast in den Urwald
Puh..... wieder in Katmandu... Zivilisation kann ganz schoen anstrengend sein... Ich vermisse die Unschuld und Einfachheit der Berge... Noch mehr wird mir jetzt bewusst, was ich da eigentlich erlebt habe.

Wieviele Orte gibt es noch auf der Welt, an denen es so eine Urspruenglichkeit und Unberuehrtheit gibt? Was tun wir uns teilweise an mit angeblich unverzichtbaren Annehmlichkeiten und vielleicht oftmals ueberfluessigem Luxus? Wir zahlen einen Preis dafuer, sicherlich meistens, ohne es zu merken...

Unser Rueckflug war recht abenteurlich, wir standen bereits um 6 Uhr morgens vor dem noch verschlossenene Eingangstor zum Flughafen (oder besser zum Rollfeld) Lukla, da wir eigentlich um 6.30 h fliegen sollten, aber weder der Tower war besetzt noch gab es irgendein anderes Personal, um die Gepaeck- oder Sicherheitsabwicklung zu vollziehen. Irgendwann um 8 h kam dann der Flieger und wir durften sehr rasch einsteigen. Als wir bereits eine gute halbe Stunde in der Luft waren, wunderte ich mich ueber meine Ungeduld, dass wir noch nicht in Kathmandu waren. Die eigentliche Flugzeit betraegt auch nur ca. 25 Minuten. Nichts, was ich unter mir sah, hatte nur den geringsten Anschein, der Umgebung von Kathmandu zu aehneln und als wir nach ca. 40 Minuten auf ein Flugfeld zuflogen, dachte ich, dass Nepals Hauptstadt sich ganz schoen veraendert haben musste... bis wir zum Stehen kamen und einen fremden Namen am Flughafengebauede sahen. Erst jetzt machte der Pilot eine Ansage, die ausser mir, die ich direkt hinter ihm sass, keiner verstehen konnte. In Kathmandu sei Nebel, wir mussten nach Suednepal ausweichen, bis sich dieser gelegt habe, das koenne ca. 1 Stunde dauern. So sassen wir kurz spaeter bei ca. 25 Grad in der Sonne, ich noch vom Flughafen Lukla ausgekuehlt mit Daunenjacke, und assen Samosa zum Fruehstueck... die gesamte Besatzung von insgesamt 5 kleinen Maschinen vom Typ Chessner oder Dornier um uns herum verteilt... das hatte schon etwas Heiteres.

Spaeter landeten wir dann in der versmokten Hauptstadt und ich fragte mich wieder einmal, wieso die Menschen sich das antun... Naja, es hat eben auch gute Seiten, wenn man am Wasserhahn dreht und einigermassen sauberes oder sogar warmes Wasser herausfliesst... Ich will die Zivilisation nicht per se verteufeln... ich sehe nur, dass wir dafuer Kompromisse eingehen und auch Opfer bringen.

In mir trage ich sehr klar und intensiv die Eindruecke der Berge. Ich kann teilweise immer noch nicht glauben, dass ich das alles erlebt habe - einige der Bilder scheinen zu phantastisch zu sein... aber auch sie sind ein Teil der Realitaet auf dieser Erde. Und das ist ein Segen, es zeigt wie reich und vielfaeltig unsere Schoepfung ist...

In Gedanken begleiten mich sehr haeufig meine beiden Moenchsfreunde. Sie leben seit ihrem 13. Lebensjahr in diesem Bergkloster, schon seit 11 Jahren. Sie sind gluecklich und erfuellt dort und leben ganz eng verbunden mit dem Jahreszyklus durch die Regenzeit, die warme, die stuermische, die Schneesaison, feiern ihre religioesen Feste und vertiefen sich in ihre Studien und Meditationen.

Mich haben die Hingabe, die Gemeinschaft, die Freude und die Unschuld der Moenche in Tengboche sehr beruehrt, aber auch die menschlichen Zuege, die ich waehrend ihrer Zeremonie beobachten konnte, die z.B. zum Ausdruck kamen, wenn sie mal ein paar Sanskritwoerter nicht lesen konnten und die Blicke stattdessen eher unbeteiligt durch den Raum schweifen liessen oder einfach zur Decke starrten. Als ich beim Abstieg von den Bergen in Tengboche war, feierten sie mit Moenchen aus allen Kloestern der Umgebung ein 7 taegiges Friedensfest mit ca. 8 Stunden der gemeinsamen Mantrameditation pro Tag. Waerend eines solchen Festes lassen es sich die hart gediegenen Moenche nicht nehmen, sich traditionell aermellos zu kleiden, sie tun dies dem Buddha gleich - als Zeichen von Hingabe und Respekt, nur mit dem Unterschied, dass dieser sich nicht auf fast 4000 m Hoehe und bei eisigen Temperaturen aufgehalten hat. Zum Ausgleich gibt es im Kloster waehrend der Zeremonie fuer die Moenche heissen, gesuessten Milchtee. Von der Zuschauerreihe aus sieht man, nachdem die jungen Moenche mit den grossen Kannen ihre Runde gemacht haben, den heissen Dampf aus den Tassen aufsteigen und die Moenche genuesslich ihren Tee schluerfen. Zu diesem Zweck gibt es innerhalb der Zeremonie spezielle "Trinkpausen".

Zum Abschied haben meine beiden Freunde angefangen, die Heiligenbilder in iheren Zimmern von den Waenden zu nehmen, um mich damit auf den Heimweg zu schicken. Immer wieder schauten sie, womit sie mir noch eine Freude oder Erinnerung schenken koennten oder was ich noch gebrauchen koennte, und so bin ich nun mit einem Meditationsschal, einer Gebetsmala und einigen Bildern ausgestattet, die als Erinnerung bei mir trage. Die lebendigste Erinnerung jedoch ist gegenstandslos und wohnt in meinem Herzen.

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Danke !
Liebe Ariella

es ist wohltuend Deine Berichte zu lesen und so etwas in diesen wunderschönen Teil der Erde eintauchen zu dürfen.
Weiterhin eine gute und erlebnisreiche Reise !
Ambika

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Schön dich wieder hier zu haben
Liebe Ariella,

auch wenn es wunderschön war deine Berichte zu Lesen, bin ich froh dass du wieder hier bei uns bist :-)

Leider war es wegen der Anmeldesperre bei Blogger.de nicht möglich sich anzumelden, daher etwas spät, vielen herzlichen Dank für deine Berichte.

Alles Liebe
Aiyanna

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