Dienstag, 13. November 2007
Angekommen in Kathmandu!
Beginn meines Reisetagebuchs

12. November 2007:
Gelandet in Kathmandu....!
Nun bin ich zum dritten Mal innerhalb der letzten 12 Monate in diesem Land Nepal, das mein Herz auf vielfaeltige Weise ergriffen hat...

Puhhhhh..... mein Koerper fuehlt sich sehr erschoepft an, kein Wunder nach der langen Reise fast ganz ohne Schlaf. Meine Stimmung ist etwas gedaempft, sicherlich teils wegen der Muedigkeit, teils wegen des unverstellteren Blicks auf die andere Art von Realitaet, in der die Menschen hier leben.

Es ist mir mittlerweile so vertraut, hier anzukommen, dass der gewisse Zauber, der mit dem unschuldigen erstmaligen Entdecken einhergeht, groesstenteil geschwunden ist. Ich sehe mehr und mehr die ungeschminkte Realitaet dieses Landes.

Es scheint hier alles sehr ruhig zu sein, die Hauptsaison ist fast vorbei, wir gehoeren zu den spaet Reisenden. Die Realitaet, die ich hier wahrnehme, ist die, dass es den Menschen in ihrem Leben hier eigentlich hauptsaechlich um ihr Ueberleben geht. Ich spuere diesen Druck des Existenzkampfes, den jeder fuer sich hier austraegt. Das macht mir umso deutlicher klar, wie gesegnet wir sind, dass wir uns in unserer Kultur und unserem Land darueber hinaus mit Themen wie unserer Erfuellung, unserem kreativen Ausdruck und sogar mit unserem Erwachen beschaeftigen. Das ist in der heutigen Welt ein grosses Privileg, das im Alltag eher verblasst, da es so selbstverstaendlich geworden ist.

Vor diesem Hintergrund wird mir auch noch einmal klarer, was fuer Amrit unsere Trennung bedeutet haben muss. Das kann ich erst jetzt ahnen, aber wahrscheinlich noch nicht mal das ganze Ausmass davon.... Ich nehme durch die kollektive Schwingung hier die Trauer, Schwere, Enttaeuschung und Ausweglosigkeit wahr, die mit so einem Erleben einhergehen muss.

Die positive Nachricht des Tages ist die, dass die Wahlen nicht am 22. Nov. stattfinden, sondern auf unbestimmte Zeit verschoben sind. Die Maoisten sind schon vor Monaten aus der Regierung ausgetreten, da sie bestimmte Forderungen gestellt haben als Voraussetzung fuer die Wahl, denen nicht nachgekommen wurde. Ohne Efuellung dieser Forderungen wuerden sie an einer Wahl nicht aktiv als Partei teilnehmen, jedoch macht eine Wahl ohne Maoisten andererseits keinen Sinn, da sie eine zu starke Kraft im Land sind und das wieder nur zu Unruhen fuehren wuerde. Anscheinend wartet man auf einen Ausweg aus dieser Situation. Einer der Anfuehrer der Maoisten stellt sich vor, dass die Parteien diese Forderungen einfach beschliessen sollten, ohne auf demokratische Art - also ohne Wahlen - das Volk zu beteiligen. Eine Forderungen ist die Einfuehrung der Republik, d.h. die Abschaffung der Monarchie. So duempelt diese Situation also weiter vor sich hin, man koennte sie wohl am einfachsten mit Chaos im Sinne von Ungeklaertheit bezeichnen.

Ohne die Wahl durfte sich zumindest die aktuelle Situation deutlich entspannt haben. Ich bin unglaublich erleichtert, da ich eher mit Unruhen gerechnet habe...

Morgen werden wir in Begleitung von Kami (seit 21 Jahren Freund und Guide meines Vaters) und Mingma (Kamis juengster Sohn, buddhistischer Moench) eine Sightseeing Tour im Taxi machen und u.a. Buddha Nilkantha besuchen, den liegenden Vishnu im Schlangenbett. Ich habe meinem Vater schon gesagt, dass dieser Besuch fuer mich laenger dauern wuerde, da ich dort das Dahrani machen moechte. Ich hoffe, dass ich ein ruhiges Eckchen dort finde, denn die Einheimischen haben es nicht so mit der Stille an ihren heiligen Orten.

Morgen geht es schon um 5.30 h in der Frueh zum Abflug in die Berge. Ich freu mich einerseits auf die Abgeschiedenheit und Stille, habe aber auch ein wenig Bammel vor den Widrigkeiten dieser Hoehe und frage mich, ob ich dieses Mal mit der Luft besser klar komme. Es ist auch anfaenglich wieder gewoehnungsbeduerftig, mit den hygenischen Verhaeltnissen klar zu kommen. Das Hotelziimmer war auf den ersten Blick eine gewisse Zumutung (alles andere war ueberraschenderweise ausgebucht), aber in den Bergen wird es noch heftiger... Naja, nach der ersten Nacht wird sich vielleicht auch das relativieren... So ist es halt auf diesem Teil der Erde. Bei den letzten Reisen hierher war es auch nicht ganz so viel anders und nach einer kleineren Eingewoehnung ging alles ganz gut.

Ich haenge geistig gerade etwas zwischen den Welten, ich vermisse die Naehe zu meinen lieben Freunden in Muenchen und die Moeglichkeit, mit ihnen das zu teilen, was mir am wichtigsten in meinem Leben ist: die Meditationen und den Alltag im Geiste der von uns gemeinsam gelebten und geteilten Spiritualitaet... Das ist fuer mich als die Unabhaengigkeit liebender Freigeist eine ziemlich neue Erfahrung... vielleicht sogar ein bisschen mit Heimweh zu vergleichen...

Ich oeffne mich mit Neugierde und Empfaenglichkeit fuer Inspiration dieser Reise und den Geschenken, die sie fuer mich und uns bereithaelt. Diese Tuer hat sich ganz bestimmt - ebensowenig wie alles andere - nicht ohne Grund geoeffnet. Ich bin dankbar fuer diese Moeglichkeit.

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Oh wonderful, oh wonderful...
Hallo du liebe himalaya-erklimmende Tigerfrau! Das ist eine große Erleichterung, dass sich die Lage in Nepal scheinbar entspannt hat - und ich finde es total spannend, deinen Reisebericht zu lesen! Bei deiner Beschreibung der hygienischen Verhältnisse musste ich an meinen Vietnam-Urlaub denken. Das war auch erstmal ziemlich ungewohnt und heftig, aber ich finde man gewöhnt sich relativ schnell ;-)

Ich bin schon total gespannt auf weitere Berichte von dir - ist schon grandios, auf welchen Wegen wir in diesen Zeiten kommunizieren können... ich folge dir mit Google Earth ;-)

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